Abzeichen HermannswegWegezeichen HermannswegKammweg des Teutoburger Waldes
2.Teil: Rheine bis Borgholzhausen (82 km)

(02.05.1996 - 05.05.1996)



Topografische Karten: 1:50.000: L3710 Rheine, L3712 Ibbenbüren, L3912 Lengerich, L3914 Bad Iburg
Wegebeschreibung: Der Hermannsweg, herausgegeben vom Teutoburger Waldverein
Die Tour vom Satelliten aus gesehen!


Die Sonne und die Säfte steigen höher, und schon wieder treibt es den eifrigen Wanderer in Gottes freie Natur. Der Wanderkönig ruft seine Prinzen zu sich, aber was ist das ... die letzte Wandervolkszählung ergab, daß sich die Zahl seiner Untertanen verdoppelt haben soll. Rasch macht die Kunde die Runde: Deichgraf Meinhard von Sperrwerkonien und Meingott Walter aus Pinökelland haben den Mut gefaßt, die Ernennung zum Wanderprinzen zu beantragen. Aber halt ... so schnell geht das nicht. Nach intensiven internen Beratungen mit Prinz Benno zu Leiblichwohl und Prinz Dierk von Pädagogien hat der Wanderkönig folgende Prüfungsaufgabe zur Bedingung gemacht:

Die Erwanderung des Hermannsweges von Rheine nach Borgholzhausen
in der Zeit vom 2. bis 5.Mai 1996.

Folgende Bedingungen sind einzuhalten:

  • Während der gesamten Prüfung ist eine individuelle Kopfbedeckung zu tragen
  • Das Anfangsgewicht des Rucksacks muß um eine Flasche eines alkoholisierten Getränkes erhöht werden
  • Bei Mitnahme eines Regenschirm erfolgt die sofortige Disqualifikation und Ausweisung aus dem Teutoburger Land.


Damit alles mit rechten Dingen zugeht, haben der König und die Prinzen beschlossen, die Prüflinge auf ihrem Weg zu begleiten.

Um das Prüfungsgericht gnädig zu stimmen, hat Deichgraf Meinhard von Sperrwerkonien eine Tafelrunde am 01. März 1996 ab 20.00 Uhr auf seinem Landsitz organisiert. Nach reiflicher Überlegung haben der König und die Prinzen beschlossen, diesen Bestechungsversuch anzunehmen.
Der König und seine Prinzen konnten sich vom ordnungsgemäßen Zustand der Wettkampfausrüstung überzeugen. Dabei wurde besonderer Wert auf die Qualität der in Alkohol konservierten Aufputschmittel gelegt. Die diesbezüglich vorgebrachten Argumente des Kandidaten waren so berauschend, daß auf eine Prüfung der übrigen Ausrüstung (wie Fußbekleidung, Regenschutz und Nachtsichtgerät) verzichtet werden konnte. Spontan hat der König beschlossen, den Deichgrafen zum Wald- und Feldfotografen zu ernennen, was bisher in der langjährigen Geschichte des Wandervolks einmalig ist und eine besondere Auszeichnung des Kandidaten bedeutet.

Dieser Vorprüfungstermin wurde auch dazu benutzt, den Antrag des zweiten Kandidaten Meingott Walter von Pinökelland zu diskutieren, auch ihm die Gunst eines Vorprüfungstermins zu gewähren. Der König und die Prinzen sind in diesem Punkte ganz streng den Buchstaben des intergalaktisch anerkannten Wandergesetzes verpflichtet, wonach die Wörter ‘Gunst’ und ‘Guinness’ etymologisch vom gleichen Wortstamm abzuleiten sind, und daher dem Antrag stattzugeben ist. Diese Entscheidung wurde von Nachrichten der Melder des Königs überschattet, wonach Meingott Walter noch vor der Prüfung das Wagnis auf sich genommen haben soll, eine eheliche Verbindung mit einer dem Wandervolk bisher unbekannten Schönheit einzugehen. Bedenken wurden laut, daß dem Kandidaten möglicherweise vorzeitig die Kräfte schwinden könnten, was eine Chancenungleichheit gegenüber dem Deichgrafen bedeuten würde, der diese Phase bereits erfolgreich überwunden hat. Insbesondere der eidesstattlichen Beteuerung des Prinzen Dierk von Pädagogien, wonach die körperliche Verfassung des Kandidaten trotz mangelnder Körpergröße in untadeligem Zustand sei, veranlaßte schließlich den König zum Ausspruch seines Machtwortes: „Mein Gott, nun laßt ihn doch !“

Sodann, auf gings ...

1. Teilstück: Rheine - Bevergern (15.0 km)

Anfahrt mit einem Mietwagen (von AVIS ab Bremen bis Rheine war für fünf Personen wesentlich billiger, als mit der Bundesbahn.) Von dort aus ging es an der Ems entlang bis Gellendorf, dann über Elte über durchweg flaches Land nach Bevergern. Übernachtung im Saltenhof. Wir hatten die gesamte Gaststätte für uns allein. Das Essen war gut, sogar vegetarisches Essen für Walter wurde geboten. Zur Feier der ersten Übernachtung als Wanderprinzen durften Meingott Walter aus Pinökelland und der Deichgraf Meinhard von Sperrwerkonien in der Hochzeitssuite nächtigen, nachdem in dem ursprünglich vorgesehenen Zimmer der Abfluß der Dusche völlig versagte.

Saltenhof Bevergern

2. Teilstück: Bevergern - Tecklenburg (24,4 km)
Zeichnung Hockendes Weib in Ibbenbüren

Abmarsch um 9.00 Uhr gestärkt mit dem letzten Bachmann und Orangensaft vom Wirt nach Bergeshövede (Mittellandkanal) 6.000 m, dort über die Millionenbrücke zum Parkplatz "Alte Poststr." (4.470 m) und weiter zu den Dörenther Klippen (4.230 m), im Volksmund auch Hockendes Weib genannt. Von dort gings nach Brochterbeck (3.900 m) und schließlich zum Nachtquartier in Tecklenburg (5.800 m) im Hotel/Pension der Fam. Budke.
Meingott Walter gab sein absolut Letztes, riskierte aber eine Disqualifikation, weil er sich mit zunehmender Wegstrecke nicht genehmigte Luftpolster unter seinen Füßen zulegte. Als Strafe mußte er eine Zusatzrunde von dem etwas außerhalb des Stadtkerns gelegenen Quartier in den Ortskern Tecklenburgs zurücklegen, wobei ihn aber zur Kontrolle die übrigen Prinzen und der Wanderkönig begleiteten. Die ohnehin schon gute Laune des Wandervolkes hob sich weiter deutlich in den historischen Gewölben des 'GASTHAUSES ANNO 1560' bei Hövels-Bier und plietscher Bedienung.

3. Teilstück: Tecklenburg - Bad Iburg (20,4 km)

Meingott Walter hat bei seinen Luftpolstern über Nacht die Luft abgelassen und trat morgens frohgemut mit den anderen den Weg zunächst zum Stift Leeden (4.430 m) an, einer alten Zisterzienserinnenklosteranlage.(Dieses Wort wurde solange geübt, bis auch der Deichgraf mitreden konnte.) Dann ging es weiter über Sudenfeld (6.275 m) zum Malepartus (5.300 m) wo in immer wieder netter Wanderatmosphäre eine ausgedehnte Pause eingelegt wurde. Auf wunderschönen Wanderweg erreichten wir schließlich Bad Iburg (Schloß) (4.415 m).
Im Alten Gasthaus Fischer-Eymann erwartete uns ein wunderbarer Abend, der damit begann, daß wir unbeabsichtigt das hauseigene Schwimmbad unter Wasser setzten und dabei auch die Kartoffeln im angrenzenden Lagerraum nicht verschonten. Daß die abgelegten Kleider des Wanderkönigs nicht rechtzeitig vor den Fluten gerettet werden konnten, wurde vom gemeinen Wandervolk mit hämischer Schadenfreude quittiert.
Der Wanderkönig revanchierte sich bei der dem anschließenden Mahl folgenden Volkesbelustigung der Einwohnerschaft Iburgs durch den nur ihm eigenen königlichen Humor, wobei er selbst die noch plietschere Bedienung dazu brachte, ihn für tot zu erklären.

4. Teilstück: Bad Iburg - Borgholzhausen (21,7 km)

Bereits früh ging es vom Alten Gasthaus Fischer-Eymann zur Schutzhütte am Georgsplatz (4.400 m) und dann weiter zum Bahnhof Hankenberge (4.220 m). Durch die Noller Schlucht (4.660 m) führt der Weg zum Dissener Aussichtsturm (1.940 m) und zum Luisenturm (5.295 m). Das Ende der Wanderung war nach Passieren des Jammerpatts (1.185 m) der Bahnhof Borgholzhausen.
Die Rückkehr mit dem 35,- DM-Ticket der Bundesbahn war wie immer ein unvergessenes Erlebnis.


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