Blitzlichtgewitter für behindertes Brautpaar
Happy-End nach Behördenzoff: Ja-Wort vor
dem Standesamt
(aus dem Weser Kurier v. 13.07.1997)
Von Patricia Breitmeyer
L a n g w e d e l. Medienrummel vor dem Langwedeler Standesamt: Journalisten,
Fotografen und Kamerateams warteten gestern einträchtig mit Spalier
stehenden Freunden auf Gudrun Venske und Winfried Gremmels. Dann ein Blitzlichtgewitter
für das geistig behinderte Brautpaar, das seine Trauung gerichtlich
erstritten hatte. Der Augenblick, für den die 37jährige und ihr
um zehn Jahre älterer Lebensgefährte solange gekämpft hatte,
war für die Frischvermählten viel zu schnell vorüber. „Es
war so schön - dem Standesbeamten habe ich nun verziehen", wiederholte
die gerührte Braut mehrfach.
Bei dem Beamten waren die geistig Behinderten die in einer Wohnung der
Stiftung Waldheim im Flecken Langwedel leben, immer wieder vergebens vorstellig
geworden. Denn Winfried Gremmels galt nach einem ärztlichen Gutachten
als geschäftsunfähig, durfte deshalb seiner Liebsten auch nach
elf geteilten Jahren nicht das Ja-Wort geben. Die Anhörung vor dem
Verdener Amtsgericht brachte im April den Sieg für das BehindertenPaar:
Auch wenn der frischgebackene Ehemann das Wesen der Ehe nicht voll erfassen
kann, so die Urteilsbegründung, könne er den Heiratswunsch frei
äußern.
„Winfried ist ein Traum", schwärmte die junge Ehefrau für
ihren Bräutigam in schwarzen Lackschuhen und mit Fliege. Und, sie
kann's kaum fassen, auch ihr Traum von der Hochzeit ganz in weiß
wird heute nachmittag vor dem Altar der Etelser Kirche wahr. Mit Hochzeitskutsche,
Festessen, Tanzkapelle und 50 Gästen feiern die beiden Sozialhilfeempfänger
nun doch eine "Traumhochzeit" . Viele Menschen, die von ihrer
Geschichte hörten, spendeten fürs Happy-End.
Foto: Monika Jäger