Integration Behinderter

(aus der NORDDEUTSCHEN (NOR), v. 28.07.1997)
Hauch von Freiheit und Abenteuerlust
Camp: Integration von Behinderten ohne große Worte
Von Uwe Dammann

B r e m e n - N o r d / A c h i m. "Weißer Büffel" betrachtet interessiert den Skalp unseres Fotografen. "Da ist ordentlich was dran", sagt die kleine Rothaut mit der "Adlerfeder" am Stirnband und meint die blonden Locken des Kollegen Fricke. Doch bevor unser Mitarbeiter daran glauben muß, wird "Weißer Büffel" glücklicherweise vom gerade beginnenden Sonnentanz um das Lagerfeuer abgelenkt. "Da muß ich mitmachen", sagt der Junge mit dem "bürgerlichen" Namen Ekko und flitzt zu seinen Freunden, die gerade unter lautem Geheul dem Sonnengott ein Ständchen bringen.“

„Weißer Büffel" ist nicht der einzige kleine Indianer, der zur Zeit sein „Wigwam" an der Weser in Achim aufgeschlagen hat. Der Nordbremer Verein "Miteinander unter einem Dach" für das Zusammenleben von Behinderten und Nichtbehinderten hat gemeinsam mit dem Achimer Sozialpädagogen und Künstler Bernhard Hanzal eine Ferienfreizeit unter dem Oberthema "lndianer " organisiert.

Eine Woche gehen 15 Kinder im Alter von 8 bis 13 .Iahren, darunter drei Behinderte, auf Winnetous Spuren. Gemeinsam basteln die Kinder Pfeil und Bogen aus Weidenruten, tanzen unter lautem Geheul am Lagerfeuer, erzählen sich Abenteuergeschichten, baden in der Weser oder klettern auf Bäume. Natur pur mit hohem Gras, Bäumen und direkten Zugang zur Weser bietet die Wiese in der Nähe des Ueser Hafens, die Bernhard Hanzal gepachtet hat.

Bereits zum zweiten Mal hat der Pädagoge das Projekt im Rahmen der Ferienfreizeit organisiert: Eltern wie Kinder sind offensichtlich begeistert. Eine Mutter erzählt, daß ihr behindertes Kind im vorigen Jahr nach der Rückkehr von der Indianerfreizeit noch wochenlang im positiven Sinne davon „zehrte".

Das sieht auch Bernhard Hanzal ähnlich. „Die Integration geht hier von selbst, da muß ich keine großen Worte machen" , sagt er. Gemeinsam haben die Kinder und der Betreuer einen „Vertrag" auf "Lederhaut" unterschrieben, in dem das friedliche Miteinander im Indianerdorf vereinbart wird. Der Vertrag, eigentlich ganz unindianisch, hängt in einer Plastikfolie an der Wäscheleine. Und warum gerade ein Indianercamp? "Das ist für die Kinder der Hauch von Freiheit von Abenteuer", sagt Bernhard Hanzal.


Huhhuhhuhhuh - der Sonnentanz mit Indianergeheul hatte zwischenzeitlich sogar Erfolg. Die kleinen "Rothäute" am Achimer Weserufer konnten sich in der Ferienwoche ab und an auch über Sonnenstrahlen freuen. Trotzdem hatte der Stamm viel Spaß in Uesen. (Foto: Frieke)