(aus dem Weser Kurier, Die Norddeutsche v. 25.07.1997)
5000 Kilometer im Rollstuhl
Andreas Schneider plant Sport-Aid-Tour durch Deutschland
B l u m e n t h a l. Bereits beim Vegesacker Citylauf im Mai sowie auch jetzt beim Breitensport-Tennisturnier auf dem Oeversberg haben Rollstuhlfahrer Andreas Schneider und sein Team auf ihr bevorstehendes Großprojekt eindrucksvoll aufmerksam gemacht: die Sport-Aid-Tour 1998 (lnteressen-Hotline: 60 07 020) zugunsten der Integration behinderter Kinder soll im nächsten Jahr quer durch ganz Deutschland führen. Dabei will Schneider über 5000 Kilometer mit seinem Rollstuhl zurücklegen. Unser Mitarbeiter Kai Purschke befragte den 35jährigen Blumenthaler über seine Vorstellungen und seine Pläne.
Frage: Seit dem wievielten Lebensjahr sind Sie auf den Rollstuhl
angewiesen?
Andreas Schneider: Ich sitze seit knapp sieben Jahren im Rollstuhl.
Wie kamen sie darauf, ein sportliches Hobby daraus zu machen?
Das hat sich so ergeben. Seit meine Tochter auf der Welt ist, wurde
ich zum Hausmann, und während sie gewachsen ist, mußte ich mich
zwangsläufig mehr bewegen, denn sie wollte nun viel Dinge tun wie
beispielsweise Radfahren. Da mußte auch ich flexibler werden.
Wie bereiten sie sich auf die Aid-Tour vor? Und gehen sie dieses
Vorhaben alleine an?
Seit drei Jahren ist meine Schäferhündin „Vinchen" an
meiner Seite und zu einem treuen und lieben Freund geworden. Wir beide
legen täglich etwa 40 bis 50 Kilometer zurück.
Wird "Vinchen" auch auf der großen Aid-Tour dabei
sein?
Na klar, denn sie ist meine ständige Begleiterin. Aber ich will sie
auf keinen Fall verheizen. Deshalb wird sie teilweise im Begleitauto mitfahren.
Sie hatten diese Tour ja schon einmal geplant. Was hat sich geändert
und weshalb?
Ich wurde damals angeschrieben, ob ich nicht Lust hätte, diese Tour
zu machen, und ich entschloß mich spontan. Wir hatten sogar schon
eine Pressekonferenz abgehalten, aber der Veranstalter konnte kein vernünftiges
finanzielles Konzept vorlegen. Er hatte die Tour über sechs Monate
geplant, was aus Kostengründen jedoch niemals realisierbar gewesen
wäre. Da dies eine Aktion für behinderte Kinder sein soll, konnten
wir uns keinen Flop erlauben, zumal ich mit dem Herzen dabei war. So habe
ich es nun mit Hilfe des „Stadtteiladens Lüssum" und weiterer
Nordbremer Sponsoren selbst in die Hand genommen.
Sind die Vorbereitungen bereits abgeschlossen?
Ich habe vor kurzem Bürgermeister Henning Scherf angesprochen und
hoffe, daß er mir und meinem Team helfen wird. Sofern keine Terminzwänge
entgegenstehen, wird er die Schirmherrschaft übernehmen und auch beim
Start am 6. Juni 1998 auf dem Vegesacker Hafenfest anwesend sein. Außerdem
stehe ich noch mit anderen Prominenten in den verschiedenen Städten
der Tour, zum Beispiel mit den jeweiligen Oberbürgermeistern, in Kontakt,
die bereit sind, die Aktion vor Ort zu unterstützen. Mit dem Schlagerstar
"Heino" habe ich schon einen Prominenten überzeugen können.
Ansonsten suchen wir natürlich weiterhin Sponsoren und Interessierte,
die zum Gelingen dieser Aktion beitragen wollen.
Genug Gelegenheit, einige Bälle zu schlagen, fand
Andreas Schneider während des fünftägigen Breitensport-Tennisturniers
auf dem Oeversberg. Der Blumenthaler Rollstuhlfahrer warb zugleich für
seine "Sport-Aid-Tour" zugunsten behinderter Kinder im nächsten
Jahr und wird aus diesem Grunde wohl noch öfter zum "Racket"
greifen. (gol/Foto: Kono)