Zurück zur Anfangsseite Geschichte Lesumer Betriebe...

 Gebr. Bielefeld
 

Das Haus Bielefeld - um die JahrhundertwendeAm 18. Oktober 1997 beginnt das 135. Geschäftsjahr der Firma Bielefeld, welche nun in vierter Generation von den Brüdern Hajo und Fried Bielefeld geführt wird und immer noch am selben Platz in Lesum, in der Schneiderstraße, ansässig ist. Früher hieß die Straßenbezeichnung: Bahnhofstraße.

 Das älteste Firmendokument stammt aus dem Jahre 1863, obwohl anzunehmen ist, daß die geschäftlichen Aktivitäten noch weiter zurückreichen. Aus den Unterlagen geht hervor, daß Hermann Heinrich Bielefeld zu Beginn der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts Lohnarbeiten ausführte, indem er Torf, Holz und Sand transportierte. Nach dessen frühen Ableben führte sein jüngerer Bruder Johann Christoph Bielefeld die Geschäfte weiter.

 Dieser verstarb 1886 und er hinterließ seiner Witwe Lina nicht nur das Unternehmen, sondern auch drei Kinder.

 Es muß schon eine gewaltige Anstrengung gewesen sein bis zur Jahrhundertwende diesen Fuhrbetrieb von der verbliebenen Familie weiterzuführen ohne den Chef des Unternehmens, bis der etwa achtzehnjährige Sohn Ernst das Geschäft offiziell übernehmen konnte.

 Ernst Bielefeld  heiratete Frieda Bultmann und gemeinsam erweiterten sie den Betrieb ganz wesentlich. Er baute einen umfangreichen Fuhrpark auf, mit dem er vorwiegend Brenntorf aus dem Teufelsmoor vom Lesumer Hafen in die Haushalte in Lesum und auch in die umliegenden Gemeinden auslieferte. Darüber hinaus war der Sandabbau, -transport und -verkauf ein bedeutender Erwerbszweig der Firma Bielefeld. Über viele Jahre verfügte man über mehrere Sandentnahmestellen. Eine befand sich auf dem Areal "Am Heidbergstift" - auf dem sich heute die Firma Soller befindet - und ein weiteres Sandabbaugebiet war zwischen dem heutigen Sportplatz auf dem Heidberg und dem kleinen Straßenzug "Am Rastplatz" . - Heute trainieren hier die Fußballer des TSV-Lesum-Burgdamm.

 Ernst Bielefeld war Hauptanteilseigner der "Lesumer Bauerngenossenschaft"  in deren Besitz sich mehrere Sandgruben befanden.

 Bevor um 1925 der aufkommende Kohlenhandel sich entwickelte und ausweitete und damit auch der Wandel vom Pferdefuhrgeschäft zur ersten motorisierten Zugmaschine der Marke "Hanomag" mit zwei Anhängern in Lesum Einzug hielt, nutzte Ernst Bielefeld beachtliche Möglichkeiten, sein Unternehmen voranzubringen. - So gehörte zum Pferdefuhrpark ein Möbelwagen, ein Leichenwagen und eine Droschke, die - geschmückt als Hochzeitskutsche ihren Dienst in Lesum und umzu versah. Dieses Fahrzeug gehörte zu den ersten hiesigen Taxis, das insbesondere von den begüterten Anwohnern vom sogenannten "Lesumer Hochufer" zur Fahrt zum Bahnhof genutzt wurde.

 Mit dem Möbelwagen wurden die Einrichtungsgegenstände aus den Stadtwohnungen der reichen Bremer Kaufleute im Frühjahr eines jeden Jahres nach Lesum und St. Magnus in deren Sommerhäuser gebracht . Im Herbst beförderte man die Möbel in die umgekehrte Richtung.

 Drei Generationen - Hans mit Vater Ernst und Söhnen Hajo und FriedDarüber hinaus züchtete Ernst Bielefeld - der Großvater der jetzigen beiden Geschäftsinhaber - Hannoveraner Vollblutpferde und er besaß im Durchschnitt drei volle Pferdegespanne. Damit konnte er landwirtschaftliche Lohnarbeiten mit Pflug, Egge, Mäh- und Dreschmaschine ausführen.  Ernst Bielefeld war ein fleißiger, aber auch humorvoller Mann, der in der Bevölkerung "Ernst Listig" genannt wurde. Seine Frau hatte alle Hände voll zu tun, denn zur eigenen Familie kamen bis zu drei Fuhrleute dazu, die mit Unterkunft und Verpflegung versorgt werden mußten. Zu dieser Aufgabe gehörte auch das Wäschewaschen und Strümpfestopfen für die Mitarbeiter.

 Aus der Ehe von Ernst und Frieda Bielefeld gingen eine Tochter und zwei Söhne hervor. Im Jahre 1930 trat der Sohn Fritz in das väterliche Geschäft ein, während der Sohn Hans in Bremen eine kaufmännische Lehre absolvierte.

 Die Brüder Fritz und Hans Bielefeld befanden sich bei Kriegsende im selben Kriegsgefangenenlager in  Jugoslawien. Fritz Bielefeld kam dabei 1947 auf tragische Weise ums Leben. Er wurde von einem Wachmann im Lager erschossen, was als Abschreckung auf fluchtbereite deutsche Soldaten wirken sollte. Angeblich hatte man ihn auf der Flucht erschossen.

 Der zweite Weltkrieg brachte somit einen tiefen Einschnitt in die langjährige Unternehmensentwicklung. Hans Bielefeld kehrte 1948 aus der Kriegsgefangenenschaft zurück. Als Alleininhaber führte er über 40 Jahre das Geschäft durch die Wirren der damaligen Nachkriegszeit.

 In dieser Zeit erschloß Hans Bielefeld neue Geschäftszweige, wie den Handel mit Heizöl, Öfen, Herde- und Ofendienst sowie die damit zusammenhängenden Tiefbauarbeiten beim Tankeinbau. Außerdem wurde die Lohnbaggerei erweitert.

Am 17. Oktober 1988 konnte man stolz das 125-jährige Geschäftsjubiläum feiern.

 Aus der Ehe von Hans und Irmgard Bielefeld stammen - wie eingangs erwähnt - die Söhne Hajo und Fried, die schon vor der offiziellen Geschäftsübernahme im väterlichen Geschäft tatkräftig mit angepackt hatten.

 Gemeinsam leiten sie die ehemals elterliche Firma seit etlichen Jahren unter dem Geschäftsnamen "Gebrüder Bielefeld".

 Fried Bielefeld hat die Ausbildung als Speditionskaufmann abgeschlossen, wobei Hajo ausgebildeter Güter- und Kraftverkehrsfachmann ist. Zusätzlich kann Hajo Bielefeld als qualifizierter Heizungs- und Lüftungsbaumeister einen entsprechenden Service rund um die Heizung anbieten.

 Damit hat sich das Haus Bielefeld kontinuierlich zu einem festen Bestandteil in der Lesumer Geschäftswelt und in der Bevölkerung etabliert .

  Für die hilfreiche Unterstützung, die zur Abfassung dieses Berichtes notwendig war, bedanken wir uns bei der Familie Bielefeld, insbesondere bei dem Mitinhaber Hajo Bielefeld.

 Wir wünschen diesem alten, aber junggebliebenen Lesumer Unternehmen eine gute Zukunft.

Übrigens : Wer kann sich von den Lesumern noch daran erinnern, daß sich in den sechziger Jahren in den Büroräumen im Hause Bielefeld die Zahnarztpraxis des Horst Hermsdorf befand? Im heutigen Eingangsbereich war das Wartezimmer, und vom ersten Büroraum führte eine Treppe ins Obergeschoß, wo sich der Zahnarzt Hermsdorf einen Laborraum eingerichtet hatte. Nach einigen Jahren  siedelte  Zahnarzt Hermsdorf von der Schneiderstr. 8 in die Rotdornallee um; doch das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte.
 
 

Zusammengetragen:      Rudolf Matzner