Im
Rahmen der 4. Burglesumer Kulturtage Sommer in Lesmona '97" wurde die alte
"Handwerkskunst des "Zigarrendrehens" mit einem "Tag der offenen Tür"
am 24. und 25 . Juni im Zigarrenmacher-Zimmer des Heimat- und Verschönerungsvereins
Lesum durch den Zigarrenmacher Ludwig Schmidt vorgeführt, wobei Otto
Gorke, der das Handwerkerzimmer betreut und die alten Arbeitsgeräte
zur Zigarrenherstellung hegt und pflegt, ihm assistierte.
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Ludwig Schmidt stammt aus einer Zigarrenmacher-Familie.
Opa, Oma, Vadder, Mudder, die Frauen selbstverständlich auch;
denn "'ne Frau, die'n Zigarrenmacher heiratete, die wußte das, die
mußte helfen".
"lm Winter seeten wi noch bi de Petroleumlampe.
" Und er erinnert sich an den Tag, da die Schmidts elektrisches Licht bekamen.
Vadder Schmidt war so angetan von dieser technischen Errungenschaft, gleichzeitig
aber auch wohl etwas besorgt in Anbetracht der mit dem Elektrischen verbundenen
unsichtbaren Gefahren, daß er seinem Sohn Ludwig mit einem energischen
"Dat du mi dar nich bigeihst !" strengstens untersagte, das Licht an- und
auszuknipsen. Das war einzig und allein Vadders Sache.
Knoches Erfindung: die Formzigarre
In Knoches Betrieb - zunächst auf dem Mönchhofe
- später in Lesum-Burgdamm in der Bremerhavener Heerstraße 7
( früher Bahnhofstraße 123 ), dem Sitz des Heimatvereins Lesum
seit 1976, waren 60 Leute mit der Fabrikation von Zigarren beschäftigt.
Auf Knoche geht die Erfindung des Zigarren-Formen-Wickels zurück.
Ein hölzernes Brett, in dem Rillen, sauber ausgeschnitten und geglättet,
waren. Sie hatten alle die Form und Größe der Zigarren. Hier
wurden die Tabakeinlagen mit Wickel und Auflage hineingetan, mit einem
exakt dazu passenden Deckel versehen und mit einem Spindelhebel aufgepreßt;
heraus kamen die ersten Formzigarren. Ausgeheckt hatte Knoche diese Erfindung
auf dem beschaulichen Mönchhofe in Lesum, wo er auch einen Zigarrenmachergesangverein
gründete.
Die Einrichtung der hölzernen Formen setzte
sich durch und nahm ihren Siegeslauf durch die gesamte Zigarrenindustrie.
Nur die Küper- oder Probezigarre wird noch nach alter Weise mit dem
Finger gedreht.
Nicht unerwähnt lassen möchte
ich Friedrich "Seecamp", der aus Hemelingen stammte und nach seiner Wanderzeit
1848 als Zigarrenmacher nach Burgdamm kam und 1849 eine "Cigarrenfabrik"
gründete, die vor dem 1 . Weltkrieg 31 Zigarrenmacher in Heimarbeit
beschäftigte. Diese begonnene Zigarrenfabrikation wurde bis 1956 als
Haupt- und später als Nebenberuf betrieben ( wir berichteten im Lesumer
Boten, Nr. 13 über die Firmengeschichte des
Versicherungsgeschäftes "Seekamp" in der Stader Landstraße
15 in Burgdamm ). Die Tüchtigkeit und der Fleiß der Zigarrenmacher
waren sprichwörtlich. Sie waren eine standesbewußte Zunft; die
sich der Ausbildung und den Obliegenheiten ihrer Lehrlinge annahm: war
man sich doch einig, daß eine gute fundierte Ausbildung Ehrensache
und die Angelegenheit aller war.
Ihre Aufgeschlossenheit neuen Dingen und Erkenntnissen
gegenüber, ihr Freiheitsgeist bedingt durch die Einflüsse der
Wanderschaft und auch durch Fremde von außen ließen es zu,
daß Ideen von Ferdinand Lassalle aufgegriffen und verfestigt wurden.
- Die Zigarrenmacher gründeten schon damals eine Reise- und eine Krankenkasse.
Ich hoffe, Ihnen mit diesem Bericht eine kleine
Veranschaulichung über die Aktivitäten der Zigarrenmacher aus
unserer Region gegeben zu haben.
Ferner möchte ich nicht versäumen, mich
bei der Firma Ehllmering, Köhne & Co. GmbH, Am Wall 196 in Bremen
und deren Mitarbeiter Herrn Bornemann zu bedanken, der für unser Zigarrenmacher-Zimmer
immer äußerst kostengünstig den Tabak zur Verfügung
stellt sowie ein "Dankeschön" zu entrichten an die Firma Dannemann
in Lübbecke für die Tabakwaren und die Werbepräsente, die
wir von Herrn Mann zugestellt bekamen. So unterstützt und abgerundet
nahmen die Vorführungen der alten Handwerkskunst "Zigarrendrehens"
an den 4. Burglesumer Kulturtagen "Sommer in Lesmona '97" einen guten Verlauf
und fanden einen regen Zuspruch, wobei unser besonderer Dank für die
Veranschaulichung an Ludwig Schmidt und Otto Gorke geht.
Peter Gedaschke